10.6 Ausgangsübertrager
© M. Zollner 2008
10-163
festen Sekundärwiderstand (z.B. 8
) durch Variation des Übersetzungsverhältnisses (
ü
) belie-
big geändert und an das Kennlinienfeld angepasst werden: Größeres
ü
gibt flacheren Verlauf
der Arbeitsgeraden, also kleineren Anodenstrom und größeren Spannungshub.
Der mit
ü
2
transformierte Röhren-Innenwiderstand ist aber nicht im gesamten Frequenzbe-
reich der für den Lautsprecher maßgebliche Quellwiderstand. Wie das in Abb. 10.6.2 vorge-
stellte Ersatzschaltbild zeigt, ist bei tiefen Frequenzen die im Querzweig liegende Induktivität
L
1
impedanzbestimmend: Sie schließt die Quelle zu tiefen Frequenzen hin kurz, und bewirkt
einen
Hochpass
. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass diese Induktivität
nichtlinear
ist – darum darf nicht von einem konventionellen Hochpass gesprochen werden (Kap. 10.6.4).
Die in Abb. 10.6.5 dargestellten Übertragungskurven erhält man mit entmagnetisiertem
Trafokern, aber nur bei untypisch kleiner Aussteuerung:
ca. 1 W
. Nun wird niemand einen
45-W-Verstärker bei so kleiner Ausgangsleistung spielen – hierbei kann ein Röhrenverstärker
nicht die Klangformungen vornehmen, wegen derer er gebaut wurde. Bei etwa dieser
Leistung mussten aber die in Abb. 10.6.5 dargestellten Kurven ermittelt werden, andernfalls
wäre die Hauptinduktivität
L
1
unziemlich aussteuerungsabhängig geworden. Das in der Nach-
richtentechnik so beliebte
Kleinsignal-Ersatzschaltbild
ist damit zwar noch nicht gänzlich
unbrauchbar, aber die Tiefenwiedergabe bedarf einer speziellen Modellierung (Kap. 10.6.4).
Grundsätzlich verliert die Querinduktivität mit steigender Frequenz an Bedeutung, die Über-
tragung wird (an reeller Last) frequenzunabhängig. Zu ganz hohen Frequenzen hin, die der
typische Gitarren-Lautsprecher aber kaum mehr wiedergeben kann, können sich dann die
Auswirkungen der unvollständigen Feldkopplungen und der Wicklungskapazitäten bemerkbar
machen, ein dramatischer Effekt ist diesbezüglich aber in aller Regel nicht zu erwarten.
Leistungsverstärker werden immer für einen reellen
Nenn-Lastwiderstand
spezifiziert, die
Impedanz eine Lautsprechers ist aber immer frequenzabhängig. In
Abb. 10.6.6
sind deshalb
Übertragungsfrequenzgänge für Lautsprecherbelastung dargestellt – man sieht deutlich, wie
sich die frequenzabhängige Lautsprecherimpedanz auf den Frequenzgang abbildet. Die End-
stufe des Super-Reverb ist zwar normalerweise gegengekoppelt, für diese Messungen wurde
aber die Gegenkopplung deaktiviert, andernfalls würden die Eigenschaften des Ausgangs-
transformators zu sehr abgeschwächt werden (Betrieb mit Gegenkopplung: Kap. 10.5). Der
Betrieb am Lautsprecher ergibt eine Höhenanhebung (Schwingspulen-Induktivität), und zwi-
schen 70 und 100 Hz eine von der Lautsprecherresonanz verursachte Schmalbandanhebung.
Bei beiden Betriebsarten zeigt sich für sehr kleine Aussteuerung (
P
< 1mW) eine durch die
Hauptinduktivität bedingte Tiefenabsenkung (siehe auch Kap. 10.6.4).
.02
.03
.04
.05
.07
.1
.15
.2
.3
.4
.5
.6
.7
.8
.9
1
1.5
-70
-60
-50
-40
-30
-20
dBV
kHz
EI 96/33
.02
.03
.04
.05
.07
.1
.15
.2
.3
.4
.5
.6
.7
.8
.9
1
1.5
2
3
4
5
6
7
8
9
10
kHz
20
-70
-60
-50
-40
-30
-20
-10
0
dBV
EI 96/33
Abb. 10.6.6:
Übertragungsfrequenzgang; Trafo sekundär mit 8
(links) bzw. mit realem Lautsprecher belastet.
Gegenkopplung deaktiviert. Bei 8
Last ergibt ein Spannungspegel von –20 dBV
P
= 1.25 mW.