10.5 Endstufe
© M. Zollner 2007
10-143
.05
.07
.1
.15
.2
.3
.4
.5
.7
1
1.5
2
3
4
5
kHz
10
AC-30
Super-Reverb
JTM-45
10 dB
Abb. 10.5.64:
Übertragungs-Frequenzgänge vom
Phaseninverter-Eingang bis zum Lautsprecher-Ausgang.
AC-30 mit 2x12"-Celestion im Combo-Gehäuse,
Super-Reverb mit 4x10"-Jensen im Combo-Gehäuse,
JTM-45 mit 4x12"-Celestion (1960AX).
Ursache des unterschiedlichen Innenwiderstandes ist die
Endstufen-Gegenkopplung
: Der
JTM-45 ist stark gegengekoppelt, der Super-Reverb etwas weniger stark, der AC-30 gar nicht.
Neben dem Innenwiderstand beeinflusst die Gegenkopplung auch die nichtlinearen Verzer-
rungen der Endstufe, die beim AC-30 größer sind als beim Super-Reverb und insbesondere
beim JTM-45. Auch in der Art der Verzerrungen bestehen Unterschiede: Bei stärkerer Über-
steuerung verändert sich das Tastverhältnis bei JTM-45 und Super-Reverb, und damit nehmen
(bei Sinusaussteuerung) die quadratischen
Verzerrungen
zu. Demgegenüber bleibt das Aus-
gangssignal beim AC-30 weitgehend halbwellen-antimetrisch, mit dominantem
k
3
.
Auch der
Ausgangsübertrager
beeinflusst das Lautsprechersignal, jedoch weit weniger, als
zumeist angenommen (Kap. 10.6.5). Im Bereich tiefer Frequenzen könnte der Übertrager-
Klirrfaktor hörbar werden, aber nur bei wirklich schlechter Qualität – die untersuchten Trafos
gaben diesbezüglich keinen Anlass zur Kritik. Weil nicht alle Ausgangsübertrager dasselbe
Übersetzungsverhältnis haben, unterscheiden sich die Frequenzgänge etwas, aber das ist keine
Geheimwissenschaft; da geht es im Wesentlichen nur um das Verhältnis der Windungszahlen.
Das Verhältnis von
Impulsleistung
zur
Dauerleistung
sowie
Brumm-Modulationen
sind
keine alleinigen Endstufen-Eigenschaften – darüber entscheidet auch das Netzteil. Der Super-
Amp 5F4 hatte nach der Gleichrichterröhre 16
F, und nach der Drossel nochmals 16
F. Das
war nun wirklich wenig, deshalb bekommt der Nachfolger 40
F
/
20
F. Bei Marshall hat
der JTM45 zunächst 32
F
/
32
F, der 1987 siebt mit stattlichen 100
F
/
50 F. Der AC30
hat zunächst 16 F
/
16 F, später 32
F
/
32
F. Dass derartige Elkos oft hohe Toleranzen
hatten, ist bekannt.
Eine 'Wissenschaft' für sich sind die Anodenwiderstände im
Phaseninverter
: 82k
/
100k mit
der 7025 im 6G4, 100k
/
100k mit der 12AT7 im AA763, 47k
/
47k mit der 12AT7 im AB568.
Bei Marshall wird die ECC83 mit 82k
/
100k verwendet, bei VOX die ECC83 mit 100k
/
100k.
Die Antimetrie der Phaseninverter-Ausgänge beeinflusst die geradzahligen Verzerrungen der
Endstufe. Hier können sich Bauteile-Toleranzen extrem stark auswirken, und natürlich spielt
auch die Gleichheit der
Endröhren
eine Rolle ("Matching").
Die Endröhren
: EL84, 6V6GT, 6L6GT, KT66, EL34, KT88, und Verwandte. Ein schwieri-
ges Thema, weil es z.B. "die" 6L6GT gar nicht gibt – die Streuungen können sehr groß sein.
Es hilft auch wenig, für einen Vergleich z.B. 12 6L6GC zu kaufen: Sind sie aus derselben
Charge, haben sie vielleicht ähnliche Parameter, kauft man dann noch zwei nach, können die
Daten schon wieder ganz anders sein. Und dass hiergegen "Selecting" und "Matching" auch
kein Allheilmittel ist, wurde schon erläutert (Kap. 10.5.11). Die im Folgenden dargestellten
Messergebnisse sind deshalb nur eine Momentaufnahme. Orientierungswerte, mit begrenzter
Allgemeingültigkeit.