10. Gitarrenverstärker
© M. Zollner 2007
10-140
Fender Super-Reverb
In einem typischen Fender der mittleren Leistungsklasse stecken zwei 6L6-GC, und so ist es
auch beim Super-Reverb. Die Endröhrenkathoden liegen direkt auf Masse, im Netzteil erzeugt
eine eigene Diode die negative Vorspannung – da können keine Zweifel aufkommen, das ist
lehrbuchmäßiger AB-Betrieb. Vor den Endröhren der Differenzverstärker, nach ihnen der
Ausgangsübertrager mit Abgriff für die Gegenkopplung, so sahen in den Sechzigerjahren die
Fender-Endstufen aus. Und doch gibt es individuelle Besonderheiten: Mal ändert sich die
Treiberröhre (12AT7 statt 7025), mal die Koppel-Kondensatoren, dann fallen kleine Abblock-
Kondensatoren weg, dann kommen sie wieder, sogar ein Presence-Poti gab's beim 'Super'
kurzzeitig. Der im Folgenden untersuchte Super-Reverb hat eine AB-763-Schaltung, die aus
der 'Blackface-Era' stammt, also aus den goldenen 60ern.
In
Abb. 10.5.59
sind für reelle Belastung des 8-
-Ausgangs die Arbeitskennlinien in das
Ausgangskennlinienfeld eingetragen. Für Nennbelastung (links) wird ziemlich genau das
"Knie" der 0-V-Kurve getroffen, was auf optimale Übertragerdimensionierung hinweist. Mit
zunehmender Aussteuerung verschieben sich die Kurven zu kleineren Spannungen.
0
100
200
300
400
500
600
700
800
0
100
200
300
400
AP
I a
mA
V
U
/
a
6L6-GC
Super-Reverb
30 W
60 W
0
100
200
300
400
500
600
700
800
0
100
200
300
400
AP
I a
mA
V
U
/
a
6L6-GC
Super-Reverb
30 W
60 W
Abb. 10.5.59:
Arbeitskennlinien für reelle 8-
-Belastung (links) bzw. für reelle 16-
-Belastung (rechts).
Der hier verwendete Ausgangsübertrager hatte zusätzlich zum 2-
-Ausgang auch einen 8-
-Ausgang.
Die Endstufe ist nicht so stark gegengekoppelt wie die des JTM-45, deshalb bildet sich die
Lautsprecherimpedanz im Übertragungsfrequenzgang stärker ab (
Abb. 10.5.60
). Bei allen
diesen Diagrammen ist zu berücksichtigen, dass der genaue Verlauf von den jeweiligen Laut-
sprechern abhängt: Die Lautsprecherresonanz, die in diesem Beispiel bei ca. 75 Hz liegt, kann
bei anderen Lautsprechern auf über 100 Hz ansteigen, was natürlich klangliche Unterschiede
zur Folge hat (vergl. Kap. 11). Übersteuert man die Endstufe – wie im linken Bild in der
oberen Kurve dargestellt – schwächt sich der Einfluss der Resonanz ab, die Charakteristik
nähert sich der einer Spannungsquelle an.
.05
.07
.1
.15
.2
.3
.4
.5
.7
1
1.5
2
3
4
5
kHz
10
-10
0
10
20
30
40
dBV
.05
.07
.1
.15
.2
.3
.4
.5
.7
1
1.5
2
3
4
5
kHz
10
0
10
20
30
40
Abb. 10.5.60:
Übertragungsfrequenzgang einer Super-Reverb-Endstufe, 8-
-Ausgang mit 4xP10R belastet (li.).
Rechts: Betrag der Lautsprecher-Impedanz (4xP10R, Gehäuse in reflektierender Umgebung).