10.5 Endstufe
© M. Zollner 2007
10-83
Relativ einfach ist die
Leistungszuordnung
, sofern man den Blick aufs Wesentliche richtet:
Kleine Leistung = EL-84, 6V6-GT; mittlere Leistung = 6L6-GC, 5881, KT-66, EL-34; große
Leistung = KT-88, 6550. Dass es daneben noch weitere Röhren gibt und einige Röhren in
mehreren Leistungsklassen angeboten wurden/werden (z.B. 6L6-GB vs. 6L6-GC), soll hier
nicht vertieft werden. Ebenso müssen Aussagen zur
Spannungsfestigkeit
unterbleiben – zu
undurchsichtig und widersprüchlich sind diesbezüglich die Datenblattangaben.
Die
maximale Anodenverlustleistung
liegt bei Endröhren zwischen ca. 10 – 50 W. Dieser
Wert ist
nicht
identisch mit der Ausgangsleistung des Verstärkers! Es gibt 100-W-Verstärker,
die ihre Leistung aus 2xEL-34 beziehen (
P
a
,max
= 25W), und 40-W-Verstärker mit 2x6L6-GC
(
P
a
,max
= 30W). In
Abb. 10.5.6
sind die Ausgangs- und Übertragungskennlinien der wichtig-
sten Endröhren dargestellt. Alle Kurven gelten für
U
g1
=
U
gk
= 0V, also für Vollaussteuerung.
Prinzipiell könnte man mit positiven Steuergitterspannungen noch größere Anodenströme er-
reichen, die üblichen Treiberschaltungen sind hierfür aber zu hochohmig. Neben der Steuer-
gitterspannung bestimmt auch die Schirmgitterspannung den Verlauf der Ausgangskennlinie.
Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurde hier
U
g2
= 350 V angesetzt, obwohl natürlich nicht
alle Verstärker mit diesem Spannungswert arbeiten. Für die 6V6-GT sind im GE-Datenblatt
als maximale Schirmgitterspannung sogar nur 285 V spezifiziert – was Fender (bzw. CBS)
aber nicht hinderte, der im Princeton arbeitenden 6V6-GT stolze 415 V zuzumuten.
0
100
200
300
400
500
600
0
100
200
300
400
500
600
I a
mA
U
/
a
V
KT-88
EL-34
KT-66
6L6-GC
EL-84
6V6-GT
R
=
g2
0
Ω
U
=
g2
350 V
U
=
g1
0 V
-60
-55
-50
-45
-40
-35
-30
-25
-20
-15
-10
-5
0
0
50
100
150
200
250
300
350
KT-66
6L6-GC
EL-34
U
=
B
350 V
R
=
g2
0
Ω
R
=
a
1 k
Ω
mA
V
Abb. 10.5.6:
Ausgangskennlinien (links) und Übertragungskennlinien (rechts) einiger Endröhren.
Abb. 10.5.6 kann entnommen werden, dass sich die unter vergleichbaren Bedingungen er-
reichbaren maximalen Anodenströme doch sehr deutlich unterscheiden. Auch die Übertra-
gungskennlinien zeigen ausgeprägte Individualität, deshalb darf z.B. eine KT-66 nur nach
geeigneten Schaltungsmodifikationen gegen eine EL-34 ausgetauscht werden. Wobei immer
beachtet werden sollte: Derartige Kennlinien sind vereinfachende Pauschaldarstellungen!
0
100
200
300
400
500
600
0
100
200
300
400
500
600
I
a
mA
U
/
a
V
6L6-GC
KT-66
R
=
g2
0
Ω
U
=
g2
350 V
U
=
g1
0 V
Abb. 10.5.7:
Gemessene Ausgangskennlinien
Dies beweist
Abb. 10.5.7
anhand von
Mess-
ergebnisse
n: 3x6L6-GC, 2xKT-66. Legt man
Datenblattangaben zugrunde, würde man bei
allen 5 Röhren ähnliche Ausgangskennlinien
erwarten
– die Realität sieht aber anders aus,
oft ist das Aussehen (d.h. die Form des Glas-
kolbens) wichtiger als die Funktion. Ver-
gleichstests, die auf dieses Unterschiede nicht
eingehen wollen, sind deshalb keine Hilfe,
sondern schlicht unbrauchbar. Mehr hierüber
in Kap. 10.5.11 und Kap. 10.11.