5. Magnettonabnehmer
© M. Zollner 2002
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5.5.7 Isolierlack, Wachs
Die Tonabnehmer-Spule wird aus sehr dünnem Kupferdraht gewickelt, auf den zum Schutz
gegen Kurzschluss und aggressive Luftbestandteile ein Lackfilm aufgebracht ist. Als Isolier-
lack wurden bzw. werden vor allem "Plain Enamel", "Formvar", "Polysol" und "Polyurethan-
Nylon" verwendet. Derartig isolierter Draht wird Kupfer-Lack-Draht oder (
engl
.) Magnet-
Wire genannt. Der isolierte Kupferdraht an sich ist natürlich unmagnetisch (exakt: diamagne-
tisch) – er hat den gleichen magnetischen Widerstand wie Luft.
Das englische Substantiv
enamel
steht für Glasur, Schmelzglas, Email(le), Lack (allgemein),
oder auch spezielle Lacke (z.B. Kunstharzlack). Das Verb
enamel
bedeutet emaillieren oder
lackieren. "Enamelled (auch enameled) copper wire" ist somit lackierter Kupferdraht, auch
Kupferlackdraht
genannt. Im Sinne dieser Bedeutung verdient somit jeder in Tonabnehmern
verwendete CuL-Draht die Bezeichnung
enamelled copper wire
. Ganz so einfach ist es aber
nicht, denn
enamel
wird häufig in spezieller Bedeutung verwendet:
Plain Enamel
(
engl
.) kennzeichnet einen der ersten industriell hergestellten Isolierlacke. Die
deutsche Bezeichnung hierfür ist Öllack oder Emaillack (auch Emaillelack). Öllacke werden
mit Ölen hergestellt, die beim Trocknen oxidieren und hierbei einen irreversiblen Film bilden.
Zur Erhöhung von Härte und Glanz werden Harze (
engl.: Resin
) zugesetzt. Aus der Öl/Harz-
Mischung leitet sich die auch verwendete englische Bezeichnung
Oleoresinous Email
bzw.
Oleoresinous Insulation
ab. Der in alten Tonabnehmern verwendete
Plain enamelled wire
hat
eine braun/violette Farbe ("vintage").
Formvar
(fälschlich auch Formivar) war ein Warenzeichen der
Monsanto Chemical Com-
pany
(St. Louise, Missouri, USA). Nach Verkauf einer Business-Unit an
Structure Probe, Inc
.
erfolgte eine Umbenennung von Formvar in Vinylec. Formvar-Lacke enthalten Polyvinyl-
Acetal = Polyvinylformal. Im Zweistufenverfahren wird zuerst aus Polyvinylacetat Polyvinyl-
alkohol hergestellt, der dann acetalisiert wird. Zur Herstellung von Drahtlacken wird Poly-
vinylformal Phenolharz zugesetzt. Die englische Bezeichnung hierfür ist
Modified polyvinyl
acetal resins
. Formvar-Kupferlackdraht ist goldfarben glänzend und nicht lötbar.
Polysol-Lack
ist ein lötbarer Polyurethan-Lack, der als Zweikomponentenlack angemischt
wird. Polysol-Kupferlackdraht ist üblicherweise hellrot glänzend. Oder braun-violett, wenn's
nach "vintage" aussehen soll
.
Polyurethan-Nylon
ist eine nylonbeschichtete Polyurethan-Isolierung.
Es darf nicht davon ausgegangen werden, dass die o.a. Lackbezeichnungen eine 100%-ige
Werkstoffbezeichnung darstellen. Während z.B. die chemische Formel
NaCl
eindeutig Koch-
salz zuzuordnen ist, kennzeichnet
Öllack
nur eine Stoffgruppe ähnlicher, aber im einzelnen
chemisch und physikalisch unterschiedlicher Lacke.
An die
Isolationseigenschaften
des im Tonabnehmer aufgewickelten Kupferlackdrahtes
werden keine großen Anforderungen gestellt, die Spannungen sind sehr klein. Nimmt man
5 V Spitzenspannung an (ein relativ hoher Wert), und eine Lackdicke von 2
x
2,5
m = 5 m,
so ergibt sich im Worst-Case-Fall eine Feldstärke von ungefähr 1 kV/mm – das ist für einen
Isolator eher wenig. Für Formvar wird als Grenze beispielsweise 80 kV/mm angegeben. Der-
artig hohe Feldstärken können im Tonabnehmer nicht erreicht werden.