10. Gitarrenverstärker
© M. Zollner 2007
10-86
In
Abb. 10.5.9
sind die zu Abb. 10.5.8 gehörenden idealisierten Spannungen und Ströme dar-
gestellt. Jede einzelne Röhre arbeitet im Eintakt-A-Betrieb, ihr Arbeitspunkt liegt in der Mitte
der nutzbaren Arbeitsgeraden (Kap. 10.5.1). Die beiden Röhren werden gegenphasig ange-
steuert, mit den in Abb. 10.5.8 definierten Bezugspfeilen sind dann auch die Anoden-Wech-
selspannungen und -ströme zueinander gegenphasig. Die (gesamte) Primärspannung
U
aa
ist
die Differenz dieser gegenphasigen Wechselspannungen
1
2
ak
ak
aa
U
U
U
-
=
, der durch beide
Primärwicklungen fließende Wechselstrom ist
-
=
=
2
1
a
a
aa
I
I
I
.
0
100
200
300
400
500
V
U
ak
2
U
ak
1
-500
-400
-300
-200
-100
0
100
200
300
400
500
V
U
aa
0
20
40
60
80
100
mA
I
a
1
I
a
2
-40
-20
0
20
40
I
aa
mA
Abb. 10.5.9:
Spannungen und Ströme der Einzelröhren (links), Primär-Wechselspannung und -strom (rechts).
Bei Vernachlässigung der Anodenrestspannung (bei
U
g1
= 0) und bei Annahme eines idealen
Ausgangsübertragers entspricht die abgebbare
Nutzleistung
der maximalen Verlustleistung
einer
Endröhre; mit zwei EL 84 sind somit im Idealfall höchstens 12 W erreichbar. In der
Praxis, d.h. mit Restspannung und Übertragerverlusten, wird man mit ca. 10 W rechnen kön-
nen. Die aus dem Netzteil entnommene Leistung ist (idealisiert) aussteuerungsun
abhängig, sie
entspricht der maximalen Verlustleistung beider
Endröhren – bei 2
x
EL 84 also 24 W für die
Anodenströme, zzgl. ca. 2.8 W Schirmgitterleistung, zzgl. ca. 0.8 W für den gemeinsamen
Kathodenwiderstand. Dieser Widerstand ist so zu dimensionieren, dass in Ruhe der Kathoden-
strom (im Beispiel 0.11 A) an ihm gerade die benötigte Gittervorspannung erzeugt (7.3 V).
Der optimale Anoden-Lastwiderstand, und damit das Übertrager-
Übersetzungsverhältnis
, ist
wie beim Eintakt-A-Verstärker aus der Steigung der Arbeitsgeraden zu ermitteln. Sowohl
beim Eintakt-A-Verstärker als auch beim Gegentakt-A-Verstärker muss jede Röhre denselben
Lastwiderstand
R
opt
"sehen". Bei der Berechnung des Gegentakt-A-Verstärkers ist zu berück-
sichtigen, dass jede (halbe) Primärwicklungen zwei Lastwiderstände "sieht": Die Sekundär-
wicklung als passive Last, und die andere (halbe) Primärwicklung als
aktive Last
! Bei der
Gegentakt-A-Schaltung darf die Belastung der einzelnen Röhre deshalb nicht einfach aus dem
Übersetzungsverhältnis berechnet werden (
Impedanz-Paradoxon
, Kap. 10.5.5)! Wenn das
Windungsverhältnis beim Eintakt-A-Verstärker z.B.
N
p
:
N
s
= 24 : 1 beträgt, so erhält man
beim Gegentakt-A-Verstärker (bei vergleichbaren Bedingungen)
N
p1
:
N
p2
:
N
s
= 17 : 17 : 1.
Für einen EL-84-Verstärker mit
U
B
= 250 V spezifiziert das Datenblatt beim Eintaktbetrieb
einen optimalen Anoden-Lastwiderstand von
R
opt
= 5.2 k
, beim Gegentakt-A-Verstärker
beträgt der (gesamte) Primärwiderstand somit
R
aa
= 10.4 k
.
Beispiele zu speziellen Verstärkern werden am Kapitelende vorgestellt.