10.10 Vergleichende Analysen
© M. Zollner 2011-2013
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zu vergessen: die
Mikrofonie
der EF86, der Hauptgrund für ihre frühe Pensionierung. Und
für eine Schaltungsänderung: Nicht wenige EF86 wurden als Triode beschaltet (
to reduce
microphonics; also lowered were the gain and the frequency response
[Elyea]). Und bei eini-
gen AC15 wurde gleich die EF86 gegen eine ECC83 getauscht. Auch wenn der
AC15
nicht
den radikalen Umbauten anderer Verstärker (z.B. Bassman) ausgesetzt war, Änderungen gab
es schon: Von den bei Elyea aufgelisteten 17 Versionen betreffen viele die Optik und ne-
bensächliche Details, es werden aber auch 3 verschiedene Schaltungsvarianten dokumentiert.
Vom kaum bekannten EL34-AC30 gab es 5 Versionen, vom Bestseller AC30-Twin während
der JMI-Zeit (1960 – 1967) 15 Versionen: Den
AC30/4
in Normal- und Bass-Version, den
AC30/6
in Normal-, Bass- und Treble-Version, vor und nach der sog.
'List of changes'
, mit 80
oder 50
Kathodenwiderstand, ab 1963 mit eingebauter Top-Boost-Schaltung. Danach
kamen Halbleiterdioden anstelle der GZ34, Keramikmagnet-Lautsprecher, und sogar reine
Transistorverstärker, aber das war nach der goldenen Ära, als die die JMI-Phase heute ange-
sehen wird. Den Wechsel vom AC30/6 zum AC30-TB dokumentiert
Abb. 10.10.37
: Anfangs
wurde die Brilliance-Unit als Zubehör nachgerüstet, ab 1963/64 dann ab Fabrik eingebaut.
Die wichtigsten Vertreter des VOX-Flaggschiffes waren damit AC30/4, AC30/6, und AC30-
TB. Jeweils "Twin", weil mit zwei Lautsprechern bestückt, und gelegentlich "Super Twin",
wenn Verstärker und Lautsprecher in zwei getrennten Gehäusen residierten. Der AC30/4 hatte
2x2 Eingänge, AC30/6 und AC30-TB hatten 3x2 Eingänge. Die
AC30/4-Schaltung
ent-
spricht weitgehend der in Abb. 10.10.35 dargestellten "dritten Schaltung" des AC15, hat aber
vier statt zwei Endröhren, andere Transformatoren, und zwei Lautsprecher
statt einem. Im
AC30/6
wird die EF86 durch eine ECC83 ersetzt, wodurch ein zusätzlicher Kanal mit zwei
(parallel liegenden Eingängen) entsteht. Seine beiden Kanäle,
Normal
und
Brilliant
, unter-
scheiden sich in den Koppel-Cs der Eingangsstufe: 47 nF gegenüber 500 pF, also Tiefen-
absenkung im
Brilliance
-Channel (Abb. 10.10.37). Aus dem AC30/6 entstand der
AC30-TB
durch Einfügen der
Brilliance
-Unit. Ihr Kathodenwiderstand war zunächst kapazitiv über-
brückt, später nicht mehr.
VO :
AC30/6
Normal
12A 7
2xEL84
100
100
1.5k
1.5k
220k
220k
150n
50
2xEL84
150n
Cut
5n
250k
100k
100k
1.5k
22
12A 7
220k
500p
1M
500k
47n
220k
500k
220k
220k
1M
68k
68k
68k
68k
Normal
Briliant
Bri liance-
Unit
12A 7
100k
1.5k
Bass
Treble
56k
10k
VO :
Brilliance-Unit OS/010
25
Abb. 10.10.37
: VOX AC30/6. Von den insgesamt 4 Endröhren (je zwei parallel) sind nur zwei gezeichnet. Die
rechts dargestellte Schaltung wurde im Brilliant-Channel nach dem Vol-Poti an der markierten Stelle eingefügt;
zusätzlich wurde dieses Vol-Poti mit einem Bright-C (100 pF) überbrückt. Ergebnis: der
AC30-TB
.
AC15 und AC30 gab es zunächst als "Normal"-Modell, aber auch als "Bass"-Modell; später
erschien auch noch ein "Treble"-Modell. Die "Bass"-Modelle hatten vergrößerte Koppel-Cs:
In der Eingangsstufe des AC30/6 z.B. 100 nF statt 47 nF, bzw. 1000 pF statt 500 pF; außer-
dem wurde die Cut-Kapazität verdoppelt. Das "Treble"-Modell erfuhr mehr Änderungen, wie
Abb. 10.10.38
verdeutlicht. Außer Kathoden-Trennung und Bright-Cs wurden die Koppel-Cs
vor den Endröhren auf 47 nF verkleinert, und der Cut-C auf 2.2 nF verkleinert. Durch die
Auftrennung des Kathodenkreises der Eingangsröhre verschiebt sich aber deren Arbeitspunkt!
Während beim "Normal"-Modell die Ströme
beider
Trioden über den 1.5 k
-Widerstand
fließen, fließt beim "Treble"-Modell nur mehr einer. Für gleichen Arbeitspunkt hätte man
folglich beim "Treble" 3 k
in die Kathodenleitungen einfügen müssen. Man hat nicht ...
Den AC15 gab es auch als Twin, mit zwei (lowcost) Goodmans Lautsprechern [Elyea].